Heute ist Tag der offenen Gärten in Norddeutschland. Der Garten liegt zwischen zwei stark befahrenen Straßen, einer Güterzugtrasse und einer U-Bahntrecke. Man hört die Autos vorbeirasen und alle fünf Minuten rattert eine U-Bahn geschäftig zur nächsten Haltestelle. Es handelt sich - wenn man die Lage des Gartens bedenkt - nicht wirklich um ein idyllisches Stückchen Stadterde.
Ganz anders ist aber das, was die Menschen vom NABU daraus gemacht haben. Sie kultivieren nicht nur verschiedene Kräuter in einer Kräuterspirale, sondern haben im Eingangsbereich eine Wiese angelegt, auf der - mitten in der Stadt - ganz selbstverständlich Kornrade, Kornblume, Echter Frauenspiegel, Klatschmohn und Acker-Lichtnelke stehen. Diesen Anblick findet man sonst nur am Rande von großen Feldern auf dem Land und man vergisst, dass man sich mitten in der Stadt an einem Verkehrsknotenpunkt befindet. Es gibt einen Teich, ein Insektenhotel, eine Laube mit bepflanztem Dach, eine große Wildblumenwiese und noch vieles andere zu sehen. Natürlich - alles ganz nah an der Natur ohne künstlichen Dünger und mit viel Liebe angelegt. Nur wilde und einheimische Sorten gibt es dort zu sehen. Viele Schmetterlingsarten können hier Nektar tanken, Hummeln brummen von A nach B, Florfliegen bekommen einen Ort zum Ausruhen und auch Spinnen und Wespen sind willkommen. Ich als Mensch bin ebenfalls willkommen und bekomme prompt eine freundliche und humorvolle Gartenführung von Michael Kasch. Er erklärt mir welche Pflanzen auch für meinen Stadtbalkon geeignet sind, zeigt mir einen Beispielbalkonkasten und hilft mir bei der Auswahl der wilden Pflanzensorten.
Nun habe ich Blutroten Storchschnabel, Zimbelkraut, Gamander-Ehrenpreis, Nesselblättrige Glockenblume und Frauenmantel (schon mal davon gehört?) im Schattenregal auf meinem Balkon stehen und bin gespannt, wie die sich entwickeln werden. Eine Saatmischung Ackerwildkräuter habe ich natürlich auch mitgenommen - für 5 Quadratmeter. Diesen Herbst werden sie in die Erde eingearbeitet und im nächsten Jahr blühen die "Nektartankstellen für Insekten" dann auch auf meinem Balkon.
Einen Besuch ist der Garten auf jeden Fall wert und zeigt eine alternative Art der Stadtgärtnerei. Es werden sogar Pflanzen ausgebuddelt, wenn man eine spezielle Sorte mit nach Hause nehmen möchte. Ich werde unbedingt wiederkommen.
Film über den NABU-Garten
links: Blutroter Storchschnabel, mitte: Weinraute, rechts: Ackerwildkräuterwiese
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