Montag, 28. April 2014

Alte Gemüsesorten - Nutzpflanzenmarkt am Kiekeberg

Immer wieder liest man über sie und die Menschen, die sie erhalten - die alten Gemüsesorten. Diese Gemüsesorten sind samenfest, resistent und vielfältig, denn sie stammen aus einer Zeit, in der die Bauern ihre Pflanzen noch selber vermehrten, in der es noch keine Gentechnik, Saatkontrollen und die Übeflutung von F1-Hybriden gab. Im Freilichtmuseum am Kiekeberg im Süden von Hamburg wird jährlich Ende April ein Nutzpflanzenmarkt veranstaltet, auf dem nur Aussteller zu finden sind, die Pflanzenraritäten verkaufen. Hier kann man sie bewundern - nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Gärtner, Bauern und Experten, die sich der Erhaltung dieser Pflanzen verschrieben haben und wenn man Glück hat, bekommt man den ein oder anderen wertvollen Tipp.

Man kann bei einer Rhabarbersaftschorle und Kartoffeln mit Kräuterquark entspannen oder einen Spaziergang über das 12 Hektar große Gelände machen. Hier sind 40 historische Gebäude aufgestellt, die das Leben von 1600 bis in die 1950er Jahre vermitteln. Sehenswert sind die historische Einrichtung und die nach alter Manier angelegten Nutzgärten. Hier begegnet man alten Nutztierrassen, zu denen Hühner, Schafe und auch Schweine gehören. Mein persönliches Highlight war eines der Schweine, das sich so weit in den Matsch eingesuhlt hatte, dass nur noch sein Oberteil als Schweineinsel hinausschaute.


Neben dem verklärten Blick in die Vergangenheit wird auf dem Rundgang aber recht schnell klar, dass das Leben auf dem Bauernhof sehr hart gewesen sein muss - in den Gebäuden muss es verraucht und kalt gewesen sein, das Arbeiten auf dem Feld, in den Schmieden und Backsteinmanufakturen hart und beschwerlich. Als ich gestern mit einer Apfelminze, Wasserminze, römischem Schildampfer, Zichoriensalat und Blattmangold im Gepäck nach Hause fahre, bin ich froh, dass ich keinen Schweinestall ausmisten und zum Brunnen laufen muss, um meine Pflanzen zu wässern. Stattdessen freue ich mich über die Pflanzenraritäten und das fließende Wasser in meiner Wohnung.

Übrigens: Am 19/20. Juli 2014 veranstaltet das Kiekeberg-Museum einen Rosenmarkt und am 16./17. August 2014 den "Pflanzenmarkt im Sommer". Einen Besuch ist es auf jeden Fall wert.




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Freitag, 18. April 2014

Rot und kugelrund

Frisch, saftig und scharf schmeckte es gerade - das erste Radieschen von meinem Balkon! Radieschen hatte ich auch im letzten Jahr schon gesät. Leider mögen sie keinen Schatten und bilden dann lange, schmale Knollen, sodass die Ernte ein Misserfolg wurde.
Wie häufig im Leben ist man hinterher schlauer und sollte nicht aufgeben. Manchmal lohnt es sich wirklich, etwas noch einmal auszuprobieren. In diesem Jahr habe ich die roten Knollen im Februar ins "Freiland" gesät und in der Sonne sind sie tatsächlich etwas geworden.

Das Radieschen gilt als Einsteigergemüse für Menschen, die das erste Mal Obst und Gemüse auf dem Balkon ziehen. Immer wieder habe ich begeisterte Posts gelesen oder sie in Büchern unter der Kategorie "die besten Gemüsesorten" oder "einfach" gefunden. Auch für Kinder, die im Garten ein eigenes Beet anlegen, werden sie empfohlen.

Ich finde, dass sie dann aber doch nicht so einfach zu ziehen waren, wie gemeinhin behauptet. Auch bei Radieschen kann man etwas falsch machen.


























Damit bei den Radieschen nichts schief geht:

  • Radieschen brauchen die Sonne, um Knollen auszubilden.
  • Im Frühling oder Herbst ist die beste Zeit für die Radieschensaat. Im Sommer braucht man es erst gar nicht versuchen, dann wachsen sie nicht.
  • Am besten sät man sie im Frühling so früh wie möglich ins Freiland, so kann man auch im April schon ernten. Die Radieschen keimen, wenn die richtige Zeit kommt.
  • Sie sollten nicht zu dicht stehen (ein Abstand von 5 cm sollten sie mindestens haben). Auf dem zweiten Foto kann man erkennen, dass zwei Radieschen nebeneinander stehen und wirklich kleiner sind als die größere Kugel daneben, die keine Konkurrenz hatte.
  • Ernten kann man sie, wenn rote Kugeln aus der Erde schauen. Mein heute geerntetes Radieschen war eigentlich noch zu klein - das nächste Mal warte ich noch ein wenig länger.
  • Die grünen Blätter der Radieschen, die Radieschensaat, kann man auch im Salat essen. Wenn man nur die Blätter ernten möchte, kann man sie sehr eng beieinander säen. Dann ist es auch nicht wichtig, ob sie in der Sonne, im Halbschatten oder im Schatten wachsen. Radieschensaat gedeiht auch auf der Nordseite und schmeckt - ähnlich wie die Radieschenknollen scharf und knackig.


Radieschen Balkon

Radieschensaat auf der Nordseite als Salatzutat angesät. Knollen bilden sie hier nicht.
Radieschen aus dem letzten Jahr. Sie standen im Schatten und bildeten keine Knollen aus. Stattdessen schossen sie ins Kraut.

Dienstag, 8. April 2014

Salat auf dem Balkon - Erste Ernte

Ein bisschen scharf, knusprig, grün und sehr vielseitig - so kann man den ersten Balkonsalat des Jahres beschreiben, den ich heute abend gegessen habe. Darin war Pflücksalat, Senfsaat, Rettichsaat, etwas Kresse und Radieschensaat enthalten und bildete die Basis - also wirklich eine scharfe Mischung.   

Einen aufgeschnittenen, süßen Apfel, gelbe Cherrytomaten, Gurke und cremigen Balsamico gab es dazu und als Garnierung ein kleines Hornveilchen. Sehr lecker!    

Am 7. März habe ich den Salat angesät, mittlerweile ist ein Monat vergangen und er sprießt was das Zeug hält. Interessanter Weise sehen die Kästen überhaupt nicht so aus als hätte ich überhaupt Salat geerntet und im Moment sind auch noch weit und breit keine Blattläuse zu entdecken. Paradiesische Salatzustände! Es wird wohl in dieser Woche noch einmal Salat geben.










































































Mehr zum Thema lesen:

Salat auf dem Balkon ernten
Salat (1) - Steckbrief Salat
Salat (2) - Welche Sorten eignen sich für den Balkon? 
Salat (3) - Selbstversorgung mit Salat auf dem Balkon? 
Selbstversorgung mit Salat auf dem Balkon - Ende März

Samstag, 5. April 2014

F1 - Segen und Fluch

F1- Damit ist nicht die Taste auf der Computertastatur gemeint und auch nicht die Formel Eins. Es geht vielmehr um Saatgut, das mit dieser Bezeichnung versehen ist. Ich habe mich schon oft gefragt, was "F1" bedeutet:

Ist es etwas Gutes oder Schlechtes und was soll der Balkongärtner damit anfangen?

F1-Hybriden sind soviel wie "Mischlinge der ersten Generation". Dies sind Pflanzen, die aus zwei verschiedenen Sorten bzw. Arten von Pflanzen gezüchtet wurden. Sie sind meist wiederstandsfähiger und ertragreicher als es die Mutter- und Vaterpflanzen noch waren. Eine F1 Hybridtomate hat z.B. bestimmte Resistenzen gegen Krankheiten oder Schädlinge und verspricht MEHR und vor allen Dingen GLEICHE Früchte. F1-Hybriden werden bevorzugt in der Massenproduktion verwendet. Bis zu 80% der Tomaten-, Brokkoli- und Rosenkohlsorten werden mittlerweile von Hybriden geerntet. Bei Mais oder Getreide verdoppelt sich die Ernte sogar im Vergleich zu den reinerbigen Elternpflanzen. Das ist enorm, oder? Man kann also schon fast davon ausgehen, dass gekaufte Früchte dieser Gemüsesorten von F1-Pflanzen geerntet wurden.
Auch in der Tierwelt gibt es mittlerweile sogar sogenannte Hybridhühner, die besonders viel Brustfleisch ansetzten. Das ganze nennt sich Heterosiseffekt: Mischlinge haben bestimmte, stärker ausgeprägte Merkmale.





Jetzt könnte man sagen: "Ja, na und? Auf dem Balkon habe ich eh nicht so viel Platz, eher schlechtere Bedingungen als in einem Gewächshaus und ich möchte viel Ernte, warum nicht zur F1-Hybride greifen?"

Im Grunde genommen ist die Überlegung richtig. Das Prinzip der Hybriden ist ein einfaches, altes Züchtungsprinzip. Auch bei Pflanzen wurde das Prinzip schon lange angewendet, warum sollte man es sich selber nicht zunutze machen?

F1-Hybriden haben eine großen, pragmatischen Nachteil: Man kann ihr Saatgut nicht weiter verwenden, d.h. das Saatgut ist nicht saatfest. Gewinnt man aus den Früchten von F1-Hybriden Saatgut und pflanzt es ein, wächst daraus eine andere Pflanze mit ganz anderen Eigenschaften. Diese F2-Hybride (der "Mischling zweiter Generation") würde wieder Merkmale der Eltern zeigen und besitzt nicht mehr die supertollen F1-Hybriden-Merkmale auf die wir so scharf sind. Einige Saat keimt sogar gar nicht. Wer also mit dem Saatgut seiner Pflanzen im nächsten Jahr weiterarbeiten möchte und sicherstellen möchte, dass es sich in der zweiten Generation noch um die gleiche Sorte handelt, der sollte keine F1-Hybriden kaufen, sondern zu sogenannten "saatfesten" Sorten greifen.



F1-Hybriden überschwemmen mittlerweile die Gewächshäuser und lassen gleiches Gemüse wachsen, das in ein bestimmtes, festgelegtes Schema passt. Alles andere, das krumm ist oder zu klein oder zu bunt oder zu blass wird aussortiert und ausgemustert. Ich finde, dass es im Endeffekt eine Frage des Gewissens ist: Möchte man einheitliches, hochgezüchtetes, gleichgemachtes Supergemüse oder bunte Vielfalt, die sich zuverlässig weitervermehren lässt.

Ich selbst habe dieses Jahr F1-Gurkensamen gekauft. Hätte ich mich eher mit dem Thema auseinandergesetzt, hätte ich es wahrscheinlich nicht getan und eher zu Samen einer anderen Gurke gegriffen, z.B. von der Arche Noah, eine Gesellschaft, die gefährdete Kulturpflanzen erhält und seltenes Saatgut vertreibt. Außerdem habe ich aus Tomaten vom Markt und aus dem Supermarkt Samen gesammelt. Was aus den Samen dieser Tomaten wird, kann ich bisher nicht sagen. Gekeimt sind sie, aber es ist wie das Russisches Roulette. Es könnte sein, dass die Pflanzen gar keine Früchte entwickeln, oder besonders große oder aber Früchte mit einer anderen Farbe. Ich hoffe nur, dass ich eine Sorten erwischt habe, die nicht zu den 80% Hybridtomaten zählt, die es bisher auf dem Markt gibt. Dass ich Tomatensamen nicht einfach einpflanzen kann, finde ich befremdlich und hinterlässt bei mir auf jeden Fall einen bitteren Nachgeschmack.



Komisch ist es schon. F1-Hybriden sind soviel wie steriles Superleistergemüse aus einer Science-Fiction-Version, in der wir alle schon leben. Nur ahnen wir nichts davon.




Dienstag, 1. April 2014

Frühlingsgedusel

Wenn der Frühling kommt, möchte ich immer ein Gedicht schreiben. Leider wird es für gewöhnlich viel zu kitschig, handelt von tief empfundenen Gefühlen des Aufbruchs und der schüchternen aber schon kräftigen Sonne, die schlafende Blümchen weckt. Häufig kommt auch noch eine Raupe darin vor, die sich in einen Schmetterling verpuppen will und sich dabei unsterblich in eine andere Puppe verliebt...Love at first sight... usw... Meine lyrischen Auswüchse erspare ich der Welt deshalb lieber und schicke ihr stattdessen ein paar Blumenbilder, denn im Moment halten noch viele Blumen den Platz für das sich auf der Fensterbank räkelnde Gemüse warm. Versprochen, auf den Bildern sind auch keine verliebten Raupen zu sehen. Ob sie aber weniger kitschig sind, das bezweifle ich doch sehr...seufz...der Frühling ist einfach wunderbar.