Der Sommer ist fast vorbei. Ab und zu ist es schon kühler und immer wenn ein kühler Wind um die Nase weht, sind da diese Herbstgedanken. Die Sommerblumen und einige Gemüsepflanzen neigen sich langsam dem Ende zu und auf dem Balkon herrscht an einigen Stellen wieder eine wohlige Leere.
Diese Leere führt neben den Herbstgedanken zu der großen Frage, was man da noch säen kann. Im Herbst? Säen?
Aus Irland habe ich dieses Jahr eine Gartenzeitschrift mitgebracht - mit Gratissamen. Nun waren diese Samen nicht wirklich gratis, denn ich habe ja
die Zeitschrift gekauft, aber wenn mir jemand etwas verkaufen möchte, dann doch bitte mit Gratissamen vorne drauf. Die kann ich in die Balkonkästen stecken und glücklich davorsitzen, um zu schauen, was sich da grün aus der Erde streckt - und das gratis.
Wenn es sich dann noch um Pflanzen handelt, die man im Herbst säen kann fügt sich alles zu einem großen Ganzen zusammen.
Folgendes hat sich bei mir auf dem Balkon bisher bewährt (nicht nur aus der Gratisssamentüte):
Senf
Senf kennen wir wohl alle in Gläsern oder in der Tube. Er blüht als gelber Kreuzblütler, aus denen dann Schoten wachsen, in denen die kleinen gelben, schwarzen oder weißen Senfkörner liegen. Daraus wird Senf gemacht.
Für den Balkon im Herbst ist allerdings nicht die Blüte interessant, sondern die Keimlinge der Pflanze. Die Keimlinge wachsen so schnell wie Kresse und werden relativ hoch (bei mir testweise in 3 Wochen 15cm). Eine ausgewachsene Senfpflanze kann bis zu 120cm groß werden. Ich bin mir noch nicht sicher, ob er es bei mir bis in diese Höhe schafft, denn er landet regelmäßig im Salat, schmeckt scharf und frisch. Auch im Kräuterquark hat er sich bisher gut bewährt und er schmeckt bestimmt auch gut zu Kartoffeln und Fisch.
Pflege braucht er recht wenig und gehört zu den Schwachzehrern, sollte aber in der Sonne oder im Halbschatten stehen und gegossen werden. Man erntet immer ein paar Blätter pro Pflanze, so dass die Blätter wie beim Pflücksalat nachwachsen können.
Rucola
Rucola wird in Supermärkten immer in einer so großen Menge verkauft, dass man ihn gar nicht ganz aufessen kann, denn für diese Menge im Salat ist er eigentlich zu scharf. Dazu kommt, dass man im Supermarkt nur die großen Blätter kaufen kann, die schon recht kräftig schmecken und nicht so zart und würzig wie die kleinen, selbstgezogenen vom Balkon sind. Ich verwende ihn nicht als Grundsubstanz für den Salat, sondern als Salatzugabe. Ich finde, er ist eher ein Gewürz als ein Salat.
Toll ist, dass er auch schon im jungen Zustand, wenn die Blätter so ca. 5 cm groß sind, schon scharf und nussig wie Rucola schmeckt. Man kann ihn also relativ schnell ernten.
Er braucht viel Wasser und sollte nicht austrocknen, denn sonst sammeln sich Bitterstoffe in den Blättern an. Rucola ist zudem nicht für den Schatten oder Halbschatten gemacht (ich habe es ausprobiert). Er braucht einen schön sonnigen Standort. Dann dankt er es mit einer guten Ernte.
Feldsalat
Feldsalat mag höhere Temperaturen nicht. Deshalb ist er bei mir bisher sehr zögerlich aufgegangen. Für den Feldsalat ist es im Moment einfach noch zu warm. Er wird aber im September, wenn die richtig kalte Herbstluft über den Balkon hereinbricht gut weiterwachsen. Da bin ich sicher. Feldsalat sät man wohl erst, wenn eine herbstliche Schlechtwetterperiode kommt und es kühl wird.
Man kann ihn mehrmals beernten und ist sehr pflegeleicht. Schon im Frühling hat er mir die ein oder andere Salatbereicherung beschert.
Feldalat ist der ideale Wintersalat. Auch gefrorenen Boden soll er aushalten. Bei Temperaturen unter Null sollte man aber vermeiden seine Blätter zu berühren, da diese dann matschig werden. Wenn das Wachstum im Herbst stagniert, wächst er im Frühling langsam weiter. Vorausgesetzt ist ein geschützter Standort.
Pak Choi
Pak Choi hat eine relativ kurze Aussaatzeit - von Mitte Juli bis Ende August (also jetzt ganz schnell noch säen). Ernten soll man ihn dann von Mitte September bis Ende November. Er gehört zu den Kohlsorten und wenn er jung ist, kann man die Salatblätter noch roh essen, später muss man sie kochen. Ich muss zugeben, dass ich ihn - dilletantischer Weise - noch nie bewusst gegessen habe. Wer das auch von sich behaupten kann - noch nicht gegessen aber schon gesät- ist herzlich willkommen im Club.
Bisher zeigen sich kleine Keimblätter. Ich bleibe gespannt...vor allen Dingen auf den Geschmack.
Lollo Rosso
Nicht alles, was ich gesät habe, ist besonders gut aufgegangen oder befindet sich noch im Werden. Dazu gehört der Salat hier. Lollo Rosso ist ein Kaltkeimer. Deshalb hat er fleißigerweise erst einmal 7 Tage im Kühlschrank verbracht. Es handelt sich um diesen wunderbar krausen italienischen Kopfsalat, der belegte Brötchen optisch und geschmacklich aufwertet.
Bis auf einen kleinen grünen Punkt in der Erde tut sich bisher nur wenig. Nach einigen Recherchen war dann auch der Grund klar - Lollo Rosso ist eher ein Sommersalat. Der will wohl jetzt nicht mehr (obwohl man ihn eigentlich bis Mitte August noch aussäen kann). Dann kommt er eben nächstes Jahr im Sommer zum Einsatz.
Eine kleine Erweiterungsliste
Nun ist das natürlich auf keinen Fall alles, was sich so im August und September aussäen lässt. Ich habe noch von vielen Salaten und Gemüsen gelesen. Hach, leider reicht der Platz nicht aus. Deshalb hier ein kleines Nächstes-Jahr-pflanzen-To-do-Post-it für den Kühlschrank.