Nun ist sie da: Die Situation vor der sich alle fürchteten, die aber unausweichlich bleibt. Die Letzte Süßigkeit liegt in der Schüssel. Ob es die Höflichkeit gebietet, ob es der Respekt vor dem letzten Stück ist, die Angst vor der Leere, die Hoffnung auf mehr oder die Hochachtung vor dem, was einst existierte? Häufig führt dieses letzte Stück zu falschen Bescheidenheidenheitsdiskussionen. "Bitte!" sagt der eine, "Nimm du!" sagt der andere "Nein du!". Was aber auch vorkommt - und das ist aus meiner Erfahrung oft der Fall: Das letzte Stück bleibt einfach liegen. Als Test für die Selbstbeherrschung.
So ähnlich ging es mir mit den Radieschen dieses Jahr. Ich pflückte sie mit Gärtnerstolz, schnitt sie auf, erntete den nächsten Tag ein neues und der Balkonkasten leerte sich allmählich. Bis auch hier das unausweichliche Erwartete eintrat: Das letzte Radieschen, ein im Vergleich zu den anderen eher mickriges und kümmerliches Exemplar, stand dort. Allein im Kasten. Ich kann euch nicht genau sagen, was es war, das mich dazu bewog. Ich dachte nicht darüber nach. Ihr könnt es euch wahrscheinlich denken. Es blieb einfach stehen.
Was dann passierte, übertraf alles, was ich erwartet hätte: Das Radieschen wuchs, glücklich über die ihm zuteil kommende Sonne und den Platz, den es beanspruchen durfte. Es wuchs enorm schnell. Es wurde größer als die Paprikapflanzen, größer als die Tomaten und überragte zuletzt sogar den Borretsch. Wenn doch nur die letzte Süßigkeit in der Schüssel so wachsen würde...
Als es ca. 70 Centimeter erreicht hatte, sah es aus wie ein ungelenkes, staksiges, eher ungraziöses Pflanzending. Eigentlich wollte ich es herausreißen, aber dieser Wille zum Leben in Größe weckte meine Anerkennung und ich stützte es mit einem Bambusstab. Als es 1 Meter groß war, bildete es 12 Blütenstämme aus. Schon jetzt war es die größte Pflanze auf dem Balkon und kaum zu übersehen. Ich wurde neugierig darauf, wie es aussehen würde, wenn es blüht. Als es dann die Größe von 1,10 Metern erreichte, blühte es für eine Woche staksig und langgliedrig zauberhaft und verlor all die weißen Blüten, sodass der Balkon und ein Teil des Geländers mit weißen Blütenblättern bedeckt war. Ich fegte sie fluchend weg, konnte es aber immer noch nicht entfernen. Ich muss unbedingt noch wissen, wie die Früchte aussehen und ob man wirklich Samen von diesem Riesenradieschen ernten kann.
Ich weiß noch nicht, wie es enden wird. Eins weiß ich aber genau: Wenn dieses Riesenmammutradieschen endlich soweit ist, dann werde ich "Baum fällt!" rufen und hoffen, dass es niemanden erschlägt!
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Bei uns sind auch ein paar Radieschen stehen geblieben und haben jetzt viele Samen angesetzt. LG Amélie
AntwortenLöschenBei mir haben auch mal Radieschen geblüht. Die Früchte sehen nachher ganz witzig aus, fast wie kleine Erdnussschalen. Und Samen sind auch drin :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Katharina
Bei mir hätten ein paar Radieschen auch beinahe zu blühen begonnen, allerdings habe ich sich vorher ausgerissen - keine gute Idee. Das nächste Mal werde ich sie auch stehen lassen!
AntwortenLöschenlg kathrin
Hallo Anette
AntwortenLöschenDas hast du so schön beschrieben hat richtig Spass gemacht zu lesen. Danke.
Ich habe auch einmal ein Radieschen blühen lassen und habe auch die Samen gesammelt aber leider gab es keine Ernte - ist nichts aufgegangen.
Baum fällt-herrlich
Grüße Claudia
Das ist ein wunderschönes Blog, eine beeindruckende Balkongärtnerblogliste, und dein Radieschenexperiment finde ich auch großartig. Meine Schwester hatte mal eins im Kasten vergessen, das schlug dann auch so aus. Ich find's spannend und lustig :)
AntwortenLöschenIch gärtnere übrigens auch auf meinem Balkon, Gemüse, Kräuter und Lieblingsblumen, allerdings schreibe ich in meinem Blog daneben noch über viele andere Sachen, deshalb passt er wohl nicht in deine Liste. Trotzdem macht mich mein Balkongarten überglücklich, und darum teile ich hier mal meine Fotostrecke mit euch, wenn ich darf: http://tinyurl.com/gis-balkon Sonnige Grüße aus Dresden, Sandra
Gut zu wissen. Ich habe vor ca. 10 Tagen ein paar Radieschen ausgesät. Wenn's soweit ist, werde ich auf jeden Fall auch mal eins stehen lassen - und sehen, was passiert. :D
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Sarah Maria